Jede dritte Münchner Wirtschaft muss dicht machen

 Hotel- und Gaststättenverband kritisiert Steuerbeschlüsse

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München pi- Die Münchner Gastronomie steckt in einer tiefen Krise: Es kommt zum großen Kneipensterben. "Wir rechnen damit, dass von den 5500 konzessionierten Betrieben in München bis zum Jahresende 1500 bis 2000 geschlossen sein werden", sagte Andreas Ellmaier, Hauptgeschäftsführer des Bayerischern Hotel- und Gaststättenverbandes zu WELT am SONNTAG.

Ellmaier stützt sich dabei auf Zahlen des Kreisverwaltungsreferats. "Früher hatten wir eine Fluktuation in dieser Größenordnung. Jetzt zeichnet sich aber ab, dass niemand mehr nachkommt, wenn ein Wirt aufgibt." Die Ursachen sind für den Verbandsvertreter klar: Die schlechte Wirtschaftslage, die durch die Beschlüsse der Bundesregierung noch verschärft wird. "Statt nachhaltig zu sparen und Steuern für den Mittelstand zu senken, greift Rot-Grün mit den geplanten Steueränderungen Bürgern und Unternehmern noch tiefer in die Taschen."

Die Steuerpolitik wird dominierendes Thema auf der Landesversammlung des Hotel- und Gaststättenverbandes am kommenden Montag und Dienstag in Bamberg sein. Auf der Versammlung wird der Münchner Wirt Ludwig Hagn als BHG-Präsident wiedergewählt. Es hat keinen Gegenkandidaten.

Hilfe für die Wirte erwartet der Verband von den Finanzbehörden. "Wenn der Fiskus bei privaten Veranstaltungen und Festen auf der grünen Wiese nicht "beide Augen zudrücken würde", könnte er bis zu 300 Millionen Euro jährlich mehr einnehmen, sagt Ellmaier. Der BHG fordert deswegen strengere Kontrollen dieser Veranstaltungen. Bei 75 000 der jährlich 300 000 (in Bayern 80 000) stattfindenden Stadlfeste, Diskonächte oder Beach-Partys wird nach Berechnungen des Verbandes ein Umsatz gemacht, der über dem Freibetrag für Vereine von 30 000 Euro im Jahr liegt. Doch meistens gehe der Fiskus leer aus.

In Bayern registriert Ellmaier bereits erste Unterstützung durch die Finanzbehörden. In Wolnzach hat sich eine "Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Wettbewerbsgleichheit" gegründet. Sie taxiert heimlich Feste. Kommen die Kontrolleure zu dem Schluss, dass ein steuerpflichtiger Umsatz gemacht wird, melden sie es der Steuerbehörde. Finanzminister Kurt Faltlhauser habe die Oberfinanzdirektionen ausdrücklich angewiesen, diesen Hinweisen nachzugehen.

http://www.welt.de/daten/2002/11/10/1110mu367441.htx?search=Jede+dritte+M%FCnchner+Wirtschaft&searchHILI=1

 

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