Wie Farben wirken

(Theorie von Eva Heller)

Lieblingsfarben in %

 

Farbe

Frauen

Männer

blau

36

40

rot

20

20

grün

12

12

rosa

8

2

schwarz

8

8

violett

5

1

gemb

4

5

weiß

3

3

braun

2

1

gold

1

2

orange

1

0

grau

0

3

silber

0

1

 

Farben

 

blau

rot

grün

schwarz

rosa

gelb

weiss

violett

gold

braun

 

grau

silber

orange

 

 

Einleitung

 

Der Kontext bestimmt, ob eine Farbe real oder als symbolische Farbe zu interpretieren ist, ob eine Farbgebung konventionell oder kreativ ist. Der Kontext definert also die Farbwirkung. Farben können automatisch unbewuste Reaktionen und Assoziatioen auslösen. Jede Werbeanzeige nutzt diese Eigenschaften aus, um den Leser zu beeinflussen. Farben können die Illusion von Perspektive schaffen. Eine Farbe wirkt so näher, je wärmer sie ist, sie wirkt um so entfernter, je kälter sie ist.

 

 

blau: von der Treue bis zur Lüge

 

Blau ist die Farbe der Sympathie, der Harmonie, der Freundlichkeit und der Freundschaft.

Die Treue hat mit Ferne zu tun, denn Treue erweist sich erst, wenn Gelegenheit zur Untreue gegeben ist. Treue symblisieren die Blumen wie Veilchen, Männertreu, Vergißmeinnicht. Die "blaue Blume" ist Inbegriff der Dichtung der Romantik. Noch heute ist die Sehnsucht, so wie in der Dichtung, blau, denn wie die Treue ist sie mit der Ferne verwandt.

Blau ist die positive Seite der Phantasie, es charakterisiert utopische Ideen, deren Verwirklichung in der Ferne liegt. Im verruchten Violett ist die negative Seiter der Phantasie symbolisiert - die Nähe der Lüge. Der negative Aspekt wird durch die dritte Farbe der Phantasie verstärkt: Gelb ist die Farbe der Lüge.

Blau ist Komplementärfarbe zu Orange. Orange ist die heißeste Farbe des Spektrums, Blau die kälteste. Das Blau als kalte Farbe empfunden wird; beruht auf Erfahrung: Die Schatten des Sonnenlichts sind blau.

Blau, die Farbe der Ferne und des Kühlen, ist eine Außenfarbe. Als Raumfarbe ist Blau ungemütlich, weil es den geschlossenen Raum auflöst, die Kälte hereinläßt.

Grün-blau-weiß ist die Farbkombination der Erholung. Blau ist das zurückgezogen-selbstgenügsame Moment der Erholung. Grün ist der eher aktive Aspekt, die Freizeitgestaltung in der Natur. Die Idee der Ruhe wird unterstützt durch weiß, das die Abwesenheit aller Farben, aller Aufregung ausdrückt.

Blau ist die Farbe der Männlichkeit in der modernen Symbolik. Die alte Farbe der Männlichkeit ist Rot. Zur männlichen Wirkung des Blau gehören die kühlen, leidenschaftslosen Tugenden. Blau ist eine der Hauptfarben der Tugenden der Arbeit und des Geistes. Als erste Farbe der Klugheit und der Wissenschaft wird heute das neutrale, unparteiische Weiß genannt. Aber in alter Symbolik ist Blau die Farbe geistiger Erkenntnis. Sein Gegenpol ist Rot, Symbolfarbe des Körperlichen. (alte Symbolik: männlich rot > weiblich blau // moderne Symbolik: männlich blau > weiblich rot).

Blaue Kleidung wirkt unauffällig, für jeden und jede Gelegenheit passend. Blau wirkt korrekt, aber nicht so elegant wie Schwarz. Rot war im Mittelalter die Farbe der Adligen, Blau durfte jedermann tragen. Aber: je leuchtender das Blau eines Kleides war, desto höher war der gesellschaftliche Status dessen, der es trug.

Blau und Weiß sind auch in europäischer Symbolik die Farben der himmlischen Mächte. Himmlische, die auf Erden wandeln, tragen meist en blaues Gewand. Das Blau symbolisiert ihre Verbindung zum Göttlichen. Als Farbe des Göttlichen ist Blau die Farbe der Ewigkeit. Als Farbe der Ewigkeit ist Blau die Farbe der Wahrheit und der Treue. Auch heute noch ist das reine Weiß zusammen mit dem göttlichen Blau die Farbkombination der hohen Werte.

In den sozialistischen Ländern wurde Blau zur Friedensfarbe erklärt. Bei Festveranstaltungen werden drei Flaggen gehißt: die jeweilige Nationalflagge, daneben die rote Fahne des Sozialismus, daneben eine blaue Fahne ohne jedes Dekor - das ist die Friedensfahne

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rot: von der Liebe bis zum Haß

 

In der Symbolik ist Rot das Feuer und das Blut. Blut gilt in vielen Kulturen als Sitz der Seele. Blutopfer waren bei allen frühen Religionen üblich. Das "unschuldige Blut" von Kindern und Jungfrauen galt als besonders opferwürdig, um die Götter zu erfreuen. Blut ist die Essenz der Lebenskraft. Seine Farbe ist die Symbolfarbe des animalischen Lebens, im Gegensatz zu Grün, der Farbe allen pflanzlichen Lebens. Sie ist die Farbe in allen positiven Lebensgefühlen.

Alle Gefühle, die das Blut in Wallung bringen, werden mit Rot verbunden. Rot ist die Symbolfarbe der guten undschlechten Leidenschaften. Je negativer eine Leidenschaft bewertet wird, je mehr sie Sünde ist, desto mehr wird Rot mit Schwarz verbunden. >> Wenn eine Farbe mit Schwarz kombiniert wird, verkehrt sich die symbolische Bedeutung der Farbe in ihr Gegenteil! Rot kombiniert mit Schwarz ergibt das Gegenteil von Liebe, ergibt die Farbigkeit des Hasses. Deshalb trägt der Teufel Rot und Schwarz.

Die Farbe des Blutes ist die Farbe des Krieges. Mars, dem Kriegsgott, war die Farbe Rot geweiht, der Mars ist der "rote" Planet. Rot ist auch die Farbe des Krieges, sie gibt Kraft und Vitalität. Rot ist aber auch die Farbe der Justiz. Blut wurde mit Blut gesühnt in der Rechtsprechung der frühreren Jahrhunderte. Auch der Henker trug Rot. Als kirchliche Farbe repräsentiert Rot das vergossene Blut. An den Gedenktagen für Märtyrer sind die Gewänder der katholischen Geistichen, Altardecke und Kanzelschmuck rot.

Das Feuer vertreibt die Kälte, die Mächte der Dunkelheit. Feuer reinigt, indem es vernichtet. Jede Flamme strebt nach oben, darin sah man das Streben des Feuers zum Himmel zurück, woher es durch den Blitzschlag kam. Das Feuer ist Sinnbild des Göttlichen und ist Gott selbst. In allen Religionen erscheinen die Götter als Feuerwolke. Wo die Hitze der Sonne das Leben bedroht, gilt Rot als die Farbe des Dämonischen. Rot-orange-gelb sind die Farben der Hitze wie auch des "feurigen Blutes", der Begierde. Hier verbindet sich die Symbolik des Blutes mit der des Feuers.

Rot ist männlich als Farbe der Kraft, der Aktivität, der Dynamik und der Aggressivität. Er ist der Gegenpol zum passiven, sanften Blau und zum unschuldigen Weiß.

Das männliche Blut ist das leuchtend rote Blut der Leidenschaften, das im Kampf vergossen wird, das weibliche ist das dunkelrote Blut der Fruchtbarkeit. Das klare Rot symbolisiert das Herz, das dunkle Rot den Bauch. Das klare Rot symbolisiert die Aktivität, das dunkle Rot ist auf sich bezogen, es ist ruhig, eine Farbe der Nacht.

Reine Farben für Reiche, unreine Farben für Arme, das ist das Gesetz mittelalterlicher Farbigkeit. Rot war die teuerste Farbe. Grün war eine gutbürgerlihce Farbe. Blau war nur vornehm, wenn es auch leuchtend Blau war, dunkles Blau war gewöhnlich. Die geringsten Farben waren Braun und Grau. Der Wert der Farbe Rot wurde gesteigert durch ihre Magie. Man glaubte, das rote Kleidung Strärke und Macht verleiht. Nur Adlige durften im Mittelalter rote Mäntel tragen. Patrizier machten Rot zu ihrer Farbe, zur Farbe der Reichen. In der Renaissance war Rot die schönste Kleiderfarbe für Frauen und Männer, für jung und alt. Wer Rot tragen durfte, heiratete auch in Rot. Nur Adlige durften Schuhe mit roten Absätzen tragen.

Rot ist bei Tag und Nacht die unnatürulichste und damit auffälligste Farbe in der Umgebung von Himmel und Landschaft. Wenn ein Farbsymbol so wichtig ist, das es unbedingt von allen Menschen beachtet werden muß, dann wird es durch nicht farbgebundene Symbolik verstärkt. Rot signalisiert Gefahr. International haben alle Verbotsschilder drei einheitliche optische Elemente: einen roten Rand, einen roten Schrägbalken und alle Verbotsschilder sind rund.

Die Hölle ist rot, auch im Diesseits. Im Schummerlicht der roten Laternen herrscht die Unmoral. Das Rot der Erotik, der Sexualität verbindet sich mit dem Schwarz der Sünde und dem lasterhaften Violett.

Die Folgerung, Rot sie die Farbe der Dirnen gewesen, ist populär geworden, aber falsch. Purpurfarbene Kleidung war zu biblischen Zeiten Normalsterblichen nicht erlaubt. Sie war den Göttergleichen vorbehalten. Die in Purpur und Rot gekleideten Huren der Bibel sind Symbole für die gottlosen Völker von Babylon und Jerusalem: Personifikationen des Luxus un der Todsünde Eitelkeit.

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grün: von der Hoffnung bis zum Gift

 

Grün ist Vegetation. Grün als eigenständiger Begriff zeigt die Perspektive der Zivilisation und ist die Symbolfarbe des Lebens. Es ist der Gegensatz zu welk, dürr und abgestorben. Als Farbe des Lebens ist das Grün weiblich. In mittelalterlichen Darstellungen tragen Heilige, die das Prinzip des Lebens verkörpern, häufig Grün. Es ist die Farbe des Johannes des Teufers. Grün signalisiert die Einheit im Glauben, die Einheit in der Kultur und die Einheit der arabischen Völker. Wo Grün als ganz alltäglich empfunden wird, ist es auch eine Farbe des Bösen. Inmitten der der Wüste aber ist grüne Natur überwältigend, ist Grün gleichbedeutend mit materiellem Wohl undgeistigem Heil. Aus der Erfahrung entsteht die Symbolik; Grün ist weiblich, wenn es die Farbe der profanen Natur ist. Aber als Farbe des ewigen Lebens, als heilige Farbe ist es männlich.

Grün ist die Farbe des Frühlings; Frühling bedeutet Wachstum, in übertragener Bedeutung wird Grün zur Symbolfarbe des Gedeihens. In der Minnedichtung ist Grün die Farbe der beginnenden Liebe. Wo grüne Trachten getragen werden, war Hellgrün die Farbe der unverheirateten Mädchen im heiratsfähigen Alter. Bei den Römern war Grün die Farbe der Venus.

Erneuerung im religiösen Sinn bedeutet Befreiung von Sünden, bedeutet Auferstehung. Weiß, Rot und Grün wurden 1570 von Papst Pius V als liturgische Farben festgelegt. Grün ist die Farbe der gewöhnlichen Sonntage. Rot, Blau, Grün sind die Farben der Dreieinigkeit: Rot ist Gottvater, Blau Gottes Sohn, Grün die Farbe des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist offenbarte sich den Auserwählten, folglich wurde Grün zur Farbe der Apostel. Die Bischhöfe verstehen sich als Nachfolger der Apostel, deshalb ist ihr Wappenzeichen ein grüner Hut.

Was Grün ist , wird als frisch empfunden. Am stärksten ist die Verbindung von Grün mit Frische bei Getränken. Die Erfahrung, daß grüne Getränke mit Kräutern zubereitet werden, verbindet das Frische mit dem Herben. Zum herben Grün gehört auch das Bittere. Und Grün und Gelb sind die typischen Farben des Sauren. Das Gesunde ist grün. Es ist aber auch das Stadium der Unreife. Grün ist deshalb auch die Farbe der Jugend. 

Grün, die Farbe des entstehenden Lebens, in Verbindung mit Schwarz wird zur Farbe des Giftigen, des Ungenießbaren, des Giftigen, der Zerstörung.

Grün ist keine noble Farbe, es ist populär für einfache Kleidung. Die Wirkung eines grünen Kleides ist nicht nur von der Farbnuance abhängig, sondern stärker als andere Farben von eingefärbten Material. Auf matten Stoffen wirkt Grün in besonderem Maß billig. Auf glänzenden Stoffen wirkt Grün besonders auffällig - eher extravagant als elegant.

Rot wirkt nah, Blau wirkt fern, in der Mitte liegt das Grün. Grün ist komplementär zu Rot. Grün ist beruhigend ohne zu ermüden. Grün steht neutral zwischen dem männlichen Rot und dem weibichen Blau. Grün ist die neutralste Farbe in unserer Symbolik. Entscheidend für seine Wirkung sind die kombinierten Farben. Grün-blau-weiß ist der Farbklang aller positiven Eigenschaften, um die kein großes Aufheben gemacht wird: Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Ausdauer, Toleranz. Kombiniert mit Schwarz, Gelb und Violett wird Grün negativ. Aber Grün an sich ist jenseits von Gut und Böse.

Grün, die Farbe der Neutralität, symbolisierte überzeugend die politische Eigenständigkeit zwischen den Blöcken der Roten und der Schwarzen. In ¨lterer Traditon ist Grün die republikanische Feiheitsfarbe.

Generell sind alle Rettungszeichen viereckig mit weißen Symbolen auf grünem Grund. Die Symbolik der Ampelfarbe wurde in der Alltagssprache übernommen. Es gilt as angenehmste Farbe bei langer Betrachtung und ist deshalb die Standardfarbe von Wandtafeln.

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schwarz: von der Eleganz bis zum Tod

 

 

In der Symbolik wird Schwarz zur Farbe des Schlechten und zur Farbe der Negation. Schwarz kann die positive Symbolik jeder anderen Farbe ins Gegenteil verkehren. Alles endet in Schwarz. Wer den Tod bringt, trägt Schwarz: der Sensenmann und de Henker.

Überall gilt es als Zeichen der Trauer, sein Äußeres zu vernachlässigen. Das bedeutet den Verzicht auf farbenfrohe Kleidung und Schmuck. Die Trauer um den Toten läßt das eigene Leben vergessen. In der christlichen Farbensymbolik wandelt sich die Farbe des Todes: Schwarz ist die Trauer um den irdischen Tod, Grau symbolisiert das Jüngste Gericht, Weiß ist die Farbe der Auferstehung. Weiß ist vor allem bei jenen Völkern Trauerfarbe, bei denen Schwarz Symbolfarbe der Fruchtbarkeit ist. Der Gegensatz zur schwarzen Fruchtbarkeit ist der weiße Tod.

Rot ist die Liebe - Rot und schwarz ist der Haß. Orange-gelb ist der Farbklang der Geselligkeit - Gelb mit Schwarz ist der Egoismus, die Lüge. Blau neben Rosa und Weiß ist der Farbklang der Harmonie. Blau neben Schwarz ist der Farbklang der Härte. Aus dem aromatischen Braun wird durch die Kombinaiton mit Schwarz das vordorbene Braun.

Sprachlich verwandt ist "schwarz" mit dem lateinischen "sordidus", es bedeutet schmutzig, gemein, niederträchtig. Auch bei uns ist im übertragenen Sinn Schwarz gleichbedeutend mit Bösartigkeit.

Schwarze Tiere sind Unglücksbringer. Die einzige schwarze Gestalt, die abergläubisches Glück bringt ist der Kaminfeger.

Erst um das Jahr 1000 wurden die Ordensfarben festgelegt: Grau, Braun, Schwarz, die einfachen, armen Farben, sind der christlichen Demut angemessen. Schwarz wurde zur Grundfarbe der Kleidung der Geistlichen und des politischen Konservatismus.

Die Farben verschwanden endgültig, als Spanien Weltmacht wurde. Denn jede Weltmacht macht Weltmode, und am spanischen Hof herrschte ein Jahrhundert lang eine Farbe: Schwarz. Um 1480 wurde in Spanien die Inquisition etabliert. Es begann ein Jahrhundert düsterer Frömmigkeit. Da war Schwarz die passende Farbe. Die spanische Mode ging unter mit der spanischen Weltherrschaft; 1588 wurde die spanische Armada vernichtet. Die zuvor von Spanien unterdrückten Niederlande wurden Weltmacht und bestimmten nun die Mode der Welt. Die Kleidung lockerte sich, die steifen Krösen wurden zu weichen Spitzenkragen. Aber die Farbe kehrte nur sehr allmählich zurück, denn in den Niederlanden hatte die Reformation gesiegt, und Schwarz war auch die Farbe de Protestanten. Der schwarze Luthertalar ist noch heute die festliche Amtskleidung von Bürgermeistern und die offizielle Berufskleidung der Richter.

Wer seine Individualität darstellen will, trägt Schwarz. Ein schwarzes Kleid, ein schwarzer Anzug wirken abgrenzend. Schwarz veleiht Würde, zumindest Unnahbarkeit. Der größte psychologische Gegensatz zur schwarzen Kleidung ist Rosa. Als Farbe der Abgrenzung ist schwarze Kleidung bei allen Gruppen populär, die sich jenseits der Masse, jenseits der Werte der Anpassung sehen wollen.

Das schwarze Festtagskleid begründete die Tradition des Schwarz als Farbe der Eleganz. Bei Objekten des Luxus läßt der Verzicht auf Farbe den Luxus selbstverständlich wirken.

Das Attribut "schwarz" verweist auf Verbotenes. Schwarz ist die Farbe aller geheimen Organisationen, die gegen das herrschende Recht agieren. Die schwarze Farbe und der schwarze Stern sind Symbole der Anarchisten. In der Illegalität verbindet sich das Schwarz mit dem Rot der Gefahr. Schwarz und Rot sind die Grundfarben der Bedrohung und der Stärke, der Brutalität und des Lärms.

Schwarz gestrichene Räume wirken sehr viel kleiner als weiße Räume. Schwarze Möbel beherrschen den Raum. Wenn Schwarz nicht makellos ist, verliert es seine Eleganz. Durch den starken Kontrast zur Umgebung wirkt Schwarz eckig und hart. Die optische Härte überträgt sich auf die mutmaßlichen Qualitäten des schwarzen Objekts.

Schwarz - Weiß ist die Farbkombination, die wir mit Eindeutigkeit sogar mit Wahrheit verbinden. Schwarz und Weiß sind die Farben der objektiven Tatsachen

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rosa: von süß bis weiblich

 

Die leidenschaftlichen Gefühle sind rot. Zu den sanften Gefühlen gehört Rosa. Es ist die Farbe der Zärtlichkeit. Das Rot der Liebe verändert sich nach zwei Seiten: Kombiniert mit Violett sind die verbotenen Gefühle der Sexualität ausgedrückt; kombieniert mit Weiß die unschuldigen Gefühle. Rot ist groß und stark, rosa klein und zart. Weiß ist kühl, Rosa weich und anschmiegsam. Kombiniert mit Weiß und Gelb wird der zarte Eindruck des Rosa noch verstärkt.

Rosa ist die Kennfarbe des Weiblichen von Geburt an. Aber der Brauch ist neu: Er entstand erst um 1920. Und dieser Brauch widerspricht unserer Farbsymbolik. Denn Rot ist die männliche Farbe. Und Rosa ist das kleine Rot - Die Farbe der kleinen Jungen. Blau ist die Marienfarbe - Hellblau ist nach alter Tradidion die Farbe der kleinen Mädchen. Rosarote Kleidung war weder geschlechtsgebunden noch altersgebunden - genauso wenig, wie es blaue Kleidung war. Aber im Sinn der christlichen Fabsymbolik wurden Rot und Rosa für Jungen bevorzugt, für Mädchen Blau und Hellblau.

Grün ist die Farbe des vegetativen Lebens, Rot ist die Farbe des animalischen Lebens, und Rosa ist die Farbe des jungen Lebens. Rosa und Grün - in dieser Farbkombination sind alle Aspekte des Wachstums vereint. Rosa und Grün, das ist jung, frisch, angenehm.

Alle Eigenschaften, die Rosa zugeschrieben werden, gelten als typisch weibliche Eigenschaften. Rosa symbolisiert die Stärken der Schwachen wie Charme und Höflichkeit. Es ist die zweite Farbe der Harmonie und der Freundichkeit.

In seiner Wirkung ist Rosa extrem von den umgebenen Farben abhängig. Rosa, selbst eine Mischung aus einer heißen und einer kalten Farbe, symbolisiert die Tugenden des Kompromisses, der Anpassung. Rosa ist die "bonbonfarbe". Keine andere Farbe paßt besser zu Süßspeisen. Süß und mild sind die Geschmackserwartungen bei Rosa. Es ist eine Farbe des Genusses. Auch Geruch assoziiert man mit Rosa den Duft von Rosen, der ebenfalls als süß und lieblich empfunden wird.

Als vom Rot abgeleitete Farbe ist Rosa eine warme Farbe, eine Farbe der Nähe. Wie alle warmen Farben wird Rosa mit etwas Rundem assoziiert. Kombiniert mit männlichen Farben wie Braun, verliert es seine Schäche und wird zu einer Farbe der Gemütlichkeit und der Geborgenheit.

Die männliche Tendenz des Rosa zeigt sich gans besonders darin, daß es zur Zeit des Rokoko eine liturgische Farbe wurde. Eigentlich hatte die Kirche für die rosaroten Stoffe keine Verwendung: denn nur Weiß, Rot, Grün, Schwarz und Violett waren krichliche Farben. Die Kirche wußte Abhilfe zu schaffen: 1729 wurde Rosa zur liturgischen Farbe erklärt. Seither tragen die katholischen Geistlichen am dritten am Aventssonntag und am dritten Fastensonntag Rosa.

In der Kombination mit anderen Mischfarben, besonders mit Violett und Orange, verliert das Rosa seine Unschlud, es wird eitel und unsachich. Alle Mischfarben haben etwas künstlichen, Unnatürliches an sich.

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gelb: von gut bis schlecht

 

Die von der Erfahrung abgeleitete Symbolik ist positiv. Es ist die Symbolik der Sonne, des Lichtes und des Goldes. Die historisch geprägte Symbolik ist negativ. Gelb war die Farbe der Geächteten.

Als Sonnenfarbe wirkt Gelb heiter. Optimisten haben ein sonniges Gemüt. Gelb ist ihre Farbe. Gelb mit Orange und Rot ist der Farbklang des Lustigen, der Lebensfreude, des Vergnügens und des Extrovertierten. Kombiniert mit den zurückhaltenden Farben Blau und Rosa ist Gelb eine Farbe der Freundlichkeit.

Als Lichtfarbe ist Gelb dem Weiß verwandt. "Licht" und "leicht" sind Eigenschaften von gleichem Charakter. Gelb ist die leichteste Farbe der bunden Farben. Reines Gelb ist eine Farbe des Neuen. Die Leichtigkeit des Gelben wird gesteigert durch Rosa. Weiß-rosa-gelb ist die Farbigkeit des Zarten, des Kleinen, des Empfindsamen. Im übertragenen Sinn ist es eine Farbe der Naivität. Von der Sonne hat das Gelb auch seine Hitze. Mit Rot und Orange gehört es zu den Farben der Aktivität und der Energie.

Helio, Apoll, Sol, den Sonnengöttern, war die Farbe Gelb geweiht - es ist das Gelb, das Gold ist, ohn Metall zu sein. Gelb wird zu Gold, wenn das Schöne, das Wertvolle gemeint ist. Die gelb-weiße Farbe des Vatikan ist als gold-silberne Fahne zu verstehen. Die Farben des Reichtums sollen den goldenen und den silbernen Schlüssel des Petrus symbolisieren.

Gelb ist die Farbe der Reife. Gelb symbolisiert höchste Beglückung, der Liebe Lohn. Negative Assoziation überwiegen bei Gelb. Geld ist die Farbe allen Ärgers. Der Neid ist gelb - Neid ist der Ärger über den Besitz anderer. Gelb ist die Eifersucht - Der Ärger über die Existenz anderer. Auch der Geiz ist gelb. Neid und Geiz sind in der christlichen Lehre zwei der sieben Todsünden. Alle Todsünden sind Facetten des Egoismus. In der Farbsymbolik gehören zu jener Sünde, zu jeder schlechten Eigenschaft die Farben Schwarz und Grau. Grün ist die zweite der egoistischen Eigenschaften. Das reine Gelb, die Farbe der Erleuchtung, wird, kombiniert mit Schwarz, zur Symbolfarbe der Unreinheit. Die Mischfarbe Grau ist Inbegriff der Unbeständigkeit, der Unsicherheit. Gelb ist die zweite Farbe der Unsicherheit - es wird zu leicht durch andere Farben beeinflußt.

Schwarze Schrift auf gelbem Grund hat die beste Fernwirkung. Fernwirkung und Nahwirkung haben unterschiedliche Gesetzmäßigkeiten, weil unterschiedliche Informationen übermittelt werden. Wenn ein Text längere Aufmerksamkeit erfordert, sind alle Farbkontraste störend, weil sie das Auge irritieren; In direkter Nähe wirken alle Farben stärker. Was in der Ferne angehm wirkt, ist nah unangenehm grell.

Schwarz auf Gelb sind die Symbole für giftige, leicht entflammbare, explosive, radioaktive Stoffe. Wenn in einer mittelalterlichen Stadt die gelbe Fahne gehißt wurde, war die Pest ausgebrochen. Gelb lenkt die Aufmerksamheit auf Gefährliches, Unangenehmes. So wird Gelb selbst unsympathisch. Im Mittelalter wurde Gelb Kennfarbe aller Geächteten. Prostituierte trugen ein gelbes Kopftuch, oder gelbe Schleier, oder Schuhe mit gelben Bändern. Ketzern wurde bei der Hinrichtung ein gelbes Kreuz umgehängt.

Die Christen erklärten Gelb zur Farbe der Juden. Seit dem 12. Jahrhundert mußten sie einen gelben Hut tragen. Auch mußten die Juden auf ihre Kleider große gelbe Ringe nähen. Das die Christen den Juden das Gelb zuschrieben, hat religiöse Aspekte. In der jüdischen und in der christlichen Kirche ist Gelb als liturgische Farbe verboten: Eine Farbe, die Angehörige eines Glaubens diskriminierten soll, ist niemals eine Farbe aus deren Kultus. Es ist auch keine Farbe aus dem Kultus der Unterdrücker.

Das Vergilben ist ein Kennzeichen des Alterns und des Verderbens. Fahlgelb wird die Haut auch durch Ärger und Krankheit. Un vom schlechten Leben.

Als Kleiderfarbe ist Gelb auch heute wenig beliebt. Es wird selten als Modefarbe propagiert, und dann meist für sommerliche Freizeitkleidung. In der eleganten Mode erscheint Gelb allenfalls auf hochglänzendem Material als textiles Gold.

Farbe der Glückseligkeit, Farbe des Ruhms, Farbe der Weisheit, Farbe des Harmonie, die Farbe der höchsten Kultur - das Gelb in Asien. Gelb war auch die Hoheitsfarbe des Kaisers. Yin ist die weibliche Kraft, das passive, empfangende Prinzip. Yang, die männliche Kraft, das aktive, schöpferische Prinzip. Gelb ist Yang. In jeder Kultur ist die bedeutenste Farbe männlich. Dem männlichen Gelb steht in China als weiblicher Gegenpol Schwarz gegenüber.

Als politische Farbe spielt bei uns Gelb allenfalls eine negative Rolle. Denn im politischen Sinn ist Gelb die Farbe der Verräter. Für Europäer ist Gelb ebenfalls Synonym für Asien. Allerdings verbindet sich die europäische Ablehnung des Gelben oft mit der Ablehnung des Fremden.

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weiß: vom kalten Licht bis zur Vollkommenheit

 

Die Assoziationen zum Licht, zum Leuchten bestimmen die Symbolik der Farbe Weiß. Zeus erschien Europa als weißer Stier, Leda er schien er als Schwan. Der Heilige Geist zeigt sich als weiße Taube. Christus ist das weiße Lamm. Das weiße Einhorn ist das Symboltier der Jungfrau Maria. Die Farbe der Götter wurde zur Kleiderfarbe der Priester. Weiß ist seit dem Altertum die vorherrschende Farbe der Priesterkleidung. Weiß ist die liturgishe Farbe der höchsten Festtage. Nur der Papst darf außerhalb der weißen Gottesdienste und außerhalb der Kirche Weiß tragen. Weiß ist seine Rangfarbe.

Alles Positive ist addiert in der Symbolik des Weißen, alles Negative ist elimiert. Es ist die Farbe des Vollkommenen, des Idealen, des Guten. Die Gegenfarbe ist Schwarz. Weiß gegen Schwarz, das ist der Kampf des Guten gegen das Böse in vielerlei Variationen. Weiß ist der Anfang, die Auferstehung, die Überwindung des Unreinen. Weiß ist die Farbe der Auferstehung. Die Auferstandenen treten in weißen Kleidern vor Gott.

Äußerliche Sauberkeit und innere Reinheit werden gleichermaßen mit Weiß assoziiert. Alles, was hygienisch sein soll, ist Weiß.

So eindeutig, wie Rot die Farbe der Liebe ist, ist Weiß die Farbe der Unschuld. Junge weiße Tiere werden geopfert, um für menschliche Schuld zu büßen. Das typische Opfertier der Unschuld ist das weiße Lamm, das Symboltier Christi.

Weiß ist die Farbe der Einfachheit und die Grundfarbe der Bescheidenheit. Weiße Trauerkleidung ist nicht strahlend Weiß und niemals aus glänzendem Stoff. Weiße Trauerkleidung gehört vor allem zur religiösen Idee der Reinkarnation, die den Tod nicht als endgültigen Abschied von er Welt sieht. Königinnen und Fürstinnen trauerten ganz in Weiß. Ihr Status hätte es ihnen nicht erlaubt, wie gewöhnliche Menschen in Schwarz zu trauern.

Unschuld ist die schwache Seite der Wahrheit. Eindeutigkeit ist die starke Seite der Wahrheit. Nicht Schwarz neben Weiß wie beider Eindeutigkeit, sondern Weiß neben Blau ist die Farbkombination aller wissenschaftlichen Tugenden.

Die Toten werden in Weiß gekleidet, denn im weißen Kleid sollen sie auferstehen. Weiß sind die Blumen und die Kerzen für die Toten. Im Leichentuch oder im Totenhemd spuken auch die verdammten Seelen umher, die im Jenseits keine Ruhe finden.

Ein weißes Hemd zum dezentfarbenen Anzug war Standardkleidungall jener, die sich bei er Arbeit nicht schmutzig machen mußten. Die Farbe des Hemdkragens wurde in Amerika und England zum Symbol sozialer Klassen. Praktischerweise hatten früher die Hemden abknöpfbare Krägen und Manschetten, so mußte man nicht das ganze Hemb waschen und bügeln.

Die größte politische Bedeutung hat Weiß als Farbe der Kapitulation. Wer die weiße Fahne zeigt, ist zu Verhandlungen bereit. Die weiße Fahne ist die Friedensfahne. Es ist aber auch die Farbe der absoluten Monarchie.

Weiß ist weiblich, wenn es als farblos und kraftlos empfunden wird. Weiß ist die Farbe des Leisen und des Friedens. Kombiniert mit dem schwachen Rosa ist Weiß auch eine Farbe der Sanftheit, des Zarten, des Charmes und der Sensibilität.

Weiß, die hellste Farbe, ist zugleich die leichteste Farbe. Auch in der Kleidung ist die Verbindung von hell und leicht eine sich immer wieder bestâtigende Erfahrung. Helle Kleidung reflektiert die Sonnenstrahlen, wirkt kühlend. Weiß ist auch die Farbe des Milden. Erst die nachgeordneten Farben definieren die Wirkung des Weißen. Das Salzige, ist Weiß-Grau-Grün, das Milde Weiß-Rosa-Blau.

Weiß ist die Farbe des Nordens. Weiß-Blau ist die typische Farbkombination für Tiefgefrorenes und für Spirituosen, die eisgekühlt getrunken werden. Wird eher die Frische eines Produktes betont, ist die typische Farbkombination Grün-Weiß. Im übertragenen Sinn ist Weiß eine Farbe der Gefühlskälte, eine Farbe des Stolzes

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violett: von der Macht bis zur Unmoral

 

Violett ist die Mischung aus Rot und Blau. Lila ist geschwächtes Violett, es ist die Mischung aus Rot, Blau und Weiß. Violett ist auch eine Farbe der gemischen Gefühle.

Purpur ist vollkommen lichtecht, er entsteht ja duch das Licht; So war Purpur in jenen Zeiten, al die Farben noch unbeständig waren, wie geschaffen als Symbol der Ewigkeit. Und bis heute ist Violett die Farbe der Extravaganz, extravaganter als Gold.

Die Farbe zu Ehren Gottes war in der antiken Welt auch die Farbe der Herrscher. Purpur zu tragen war ein höheres Privileg, als Gold zu tragen. Im römischen Reich durften nur die Kaiser, die Kaiserinnen undder Thronfolger Mäntel aus Purpur tragen. Minister und hohen Beamten war ein purpurfarbener Besatz am Gewand gestattet.

Die einzige öffentliche Institution, die ihre Bediensteten in Violett kleidet, ist die katholische Kirche. Violett hat hier zwei verschiedene Bedeutungen. Es ist die Rangfarbe der Bischhöfe und Farbe der Buß- und Fastenzeit. An der schwarzen Alltagskleidung der Bischhöfe sind violette Knöpfe, an der der Kardinäle rote Knöpfe.

In der evangelischen Kirche ist Violett allgemeine Kirchenfarbe. An evangelischen Kirchentagen werden weiße Fahnen mit violetten Kreuz geflaggt, Schilder, die auf evangelische Gottesdienste hinweisen, ziegen eine stilisierte violette Kirche.

An der preußischen Universität trugen die Theologen Violett, Dunkenrot trugen die Juristen, Hellrot die Mediziner, Dunkelblau die Philosophen. So ist Violett eine Farbe der Frömmigkeit und des Glaubens. Sie ist die Farbe der Buße und der Besinnung. Es ist die Farbe der Fastenzeit im Advent und der Fastenzeit vor Ostern. In der christlichen Symbolik ist Violett auch die Farbe der Demut.

Die sakrale Bedeutung des Violett steht in krassem Gegensatz zur Wirkung des profanen Violett. Niemand denkt beim Anblick einer violett gekleideten Person an Demut, Bescheidenheit oder gar an Buße - Violett wird empfunden als Farbe der Extravaganz. Violett ist das Unkonventionelle, das Originelle. Trotz seiner Kühle ist Violett eine laute Farbe, durch seine Seltenheit sogar aufdringlicher als Rot.

Violett ist das Künstliche, das Stilisierte. Violett wurde zur Lieblingsfarbe des Jugendstils, jener Kunstrichtung, die alles Natürliche als kunstlos verachtete.

Alle Mischfarben werden als zweideutig, unsachlich, unsicher empfunden. Die unsachlichste und zweideutigste von allen ist Violett. Die Unsicherheit, ob ein Violett ehrer rötlich oder ehrer bläulich ist, löst sich nie, denn der Farbindruck ändert sich mit dem Licht. Deshalb gilt Violett auch als die Farbe der Täuschung und der Untreue.

Violett kombiniert mit Gold charakterisiert die verderbliche Seite des angenehmnen Lebens. Gold symbolisiert die positive Seite des Genusses unddes Stolzes. Violett ist die Kehrseite der Medaille: Maßlosigkeit und Überheblichkeit.

Die Farben der Liebe werden mit Violett zu Farben der alten Todsünde Wollust. Je mehr Schwarz und Violett mit Rot kombiniert werden, desto sichbarer wird das Unmoralische.

Lila, das durch Weiß geschwächte Violett, gilt als altjüngferlich. Es war früher die Farbe unverheirateter Frauen, die für das kindsiche Rosa schon zu alt waren, aber trotzdem eine jungmädchenhafte Pastelfarbe tragen wollten. Lila signalisierte: Trotz meines fortgeschrittenen Alters bin ich noch zu haben. Mit den gedeckten Farben Grau, Braun und mit Schwarz kombiniert, gehört Violett zum Farbklan des Alten und des Altmodischen. Es wird eine Farbe des Rückzugs, des Introvertierten und schlißlich des Verdorbenen.

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gold: vom teuren Glück bis zur Farbe

 

Die Farbe Gold ist Ersatz und Symbol de sMetalls. Als Farbe ist Gold dem Gelb verwandt. Aber in der Symbolik gleicht Gold keiner anderen Farbe. Gold ist Geld, bedeutet Macht. Seine Soziale Bedeutung und die Eigenschaften des Metalls bestimmen die Symbolik der Farbe.

Der Fluch, der auf dem Gold liegt, ist die Gier nach Macht. Zu den Farben des Reichtums gehört Schwarz, die Farbe des Bösen. Und zu den Farbe nder Macht gehört das Gold.

Wie das Gold höchsten Wert symbolisiert, so setzt der Stolz den eigenen Wert über alle anderen Werte. Stolz und Eitelkeit sind verwandt, das Violett verweist auf die negative Bewertung beider Charaktereigenschaften. Auch zum Egoismus gehört das Gold. In der Farbikgeit des Genusses sind Gold und Violett mit den Farben der Lebensfreude kombiniert.

Das Gold gehört zur Sonne. Nach alter Vorstellung wächst es aus ihren Strahlen. Gold ist himmlisches Feuer, das auf die Erde fiel. Eine Sonne ist das alte chemische Symbol für Gold. In der christlichen Symbolik ist Gold nicht heilig, aber es ist Kennzeichen des Göttlichen. Die Aureole, der Strahlenkranz der Heiligen, ist golden, hat den Namen vom Gold (aurum). Die Farbe Gold ist in der Malerei des Mittelalters die Steigerung der Lichtfarbe Weiß. Gold ist das überirdische Licht.

"Treu wie Gold" übersetzt in die poesielose Sprache der Chemie heißt das: träge wie Gold. Denn Gold geht mit anderen Elementen kaum Verbindungen ein. Die Beständigkeit des Metalls macht das Gold im übertragenen Sinn zur Farbe der Beständigkeit. Es ist die Farbe der großen Jubiläen (goldene Hochzeit). Gold gehört zu den stillen Tugenden, die sich in der Dauer bewähren: die Treue und die Freundschaft, die Wahrheit und die Hilfsbereitschaft. Aber Gold ist nie die dominierende Farbe dieser Tugenden, dazu ist Gold zu offensichtlich mit materiellem Lohn verbunden.

Gold ist Geld, Rot ist Liebe, Grün ist Leben: Geld und Liebe und Gesundheit - das ist das Glück. Gold ist das Attribut des Idealen. In der Farbigkeit des Vollkommenen, des Idealen und des Guten dominiert Weiß. Durch Weiß und Blau kommt das materielle Gold den Glanz des Immateriellen.

Gold ist auch die Farbe des Ruhms. Gold ist mehr als eine Farbe, es ist eine Macht. Gold ist ein Naturprodukt, aber es hat keine Seele, es ist kien lebendiges Material. Als Form wird mit dem Gold meist etwas Rundes assoziiert. Optisch wirkt Gold leicht durch seinen Glanz, aber diese Wirkung wird aufgehoben durch das Wissen, das Gold das schwerste Metall ist.

Die Sucht der Werbung nach dem Gold wird besonders offenkundig im Verpackungsdesign. Je wertloser ein Artikel, desto mehr wird er mit Goldpapier, goldfarbigem Blech "veredelt". Der Inbegriff des Billigen ist vergoldetes Plastik. Gold kombiniert mit Orange, der typischen Werbefarbe, ist der Farbklang der Angeberei.

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braun: von der heimlichen Geliebten bis zur Dummheit

 

Zu Braun assoziiert man spontan: Exkremente, Dreck. Braun steht an erster Stelle, wenn negative Assoziationen zum Körperlichen auftauchen. Es ist die Farbe des Unerotischen. Und es ist die Farbe zweier Todsünden: der Völlerei - oder, moderner: der Unmäßigkeit - und der Faulheit. Braun ist moralisch schlechter beleumdet als Grau. Grau enthält wenigstens Spuren des tugendhaften Weiß. Braun als dunkelste Farbmischung ist eine Farbe des Bösen, des Schlechten, der Schuld.

Als Raumfarbe wird Braun positiv erlebt. Es ist die Farbe der rustikalen Materialien, von Holz, Leder, ungebleichter Wolle. Braune Zimmer wirken gemütlich, denn Braun hat das ideale Raumklima - es ist eine Farbe der Wärme, aber es ist nicht zu heiß.

Braun ist die Farbe mit dem stärksten Aroma. Der charakteristische Geschmack des Braunen ist herb und bitter, aber nicht so sehr, daß es unangenehm wäre. Aber die Geschmackswirkung von Braun hängt ab von den mit ihm kombinierten Farben. Braun ist auch die Farbe des Verdorbenen, denn Verfaultes ist braun.

Rot, Gelb, Blau gemischt ergeben Braun. Die meisten Brauntöne enthalten außerdem Schwarz, oft noch Weiß. Aber Braun ist keine Steigerung der gemischten Farben, sondern Nivellierung, die jeder in Braun enthaltenen Farbe den Charakter nimmt. Im Braun verschwindet die Individualität der Grundfarben. Deshalb ist Braun die Farbe des Spießigen und des Biederen. Braun ist neben Grau die Farbe der Mittelmäßigkeit, des Angepaßten, der Gleichgültigkeit und der Langeweile.

Als häßliche Farbe galt Braun bereits im Mittelalter. Braun war die Kleidung der armen Bauern, der Knechte, Diener und Bettler. Denn braune Kleidung, das war nur ungefärbte Kleidung. In einer Zeit, die Farbe als Macht begriff, war ungefärbte Kleidung sichtbare Schwäche. Der freiwillige Verzicht auf die Kraft der Farben machte Braun zur christlichen Symbolfarbe der Demut.

Braun ist die Farbe der Dummheit. Verständlich, daß dieser durch nichts zu beschönigenden Eigenschaft die häßlichste Farbe zugeschrieben wird.

In der Natur ist Braun die Farbe des Welken, des Absterbenden. Braun ist die Farbe des Herbstes. Grau ist die Asche alles Sterblichen. Braun ist die Patina des Vergänglichen.

Sonnenbräune war ein Zeichen der Armut. Das galt auch für Männer. In alter Symbolik ist Braun eine weibliche Farbe. Es ist die Farbe der Mutter Erde, der Fruchtbarkeit. In der Farbsymbolik der Minnedichtung bedeutet Braun "Gebundenheit in der Minne". Es ist aber keine laute Liebe, wie sie durch das Rot symbolisiert wird; Braun steht für die verschwiegene Liebe, die nicht standesgemäß war. Braun wird noch heute häufig als eine Farbe der Untreue genannt.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sonnengebräunte Haut zum Schönheitsideal in allen nördlichen Industrieländern. Nun, da die Mehrheit der Bevölkerung in Fabriken und Büros arbeitete, bewies Sonnenbräune, daß mn sich Urlaub in südlichen Ländern leisten konnte. Das Schönheitsideal begann sich wieder zu ändern. In den siebziger Jahren pries die Werbung für Sonnencremes noch triefbraune Haut als Ideal, jetzt werden zarte Bräune und Sonnenschutz propagiert.

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grau: von der Mittelmäßigkeit bis zur Theorie

  

Grau ist die Farbe ohne Charakter. Im Grau ist das vollkommene Weiß beschmutzt, die Kraft des Schwarz gebrochen. Grau ist nicht die goldene Mitte, nur Mittelmäßigkeit. Abstrakt wird es zur Farbe aller trüben Gefühle: von der Sorge bis zur Langeweile. Grau ist konformistisch. Grau ist die Farbe allen Elends, das die Lebensfreude zerstört. Grau ist eine leise Farbe, Symbol des stillen Schmerzes. Heute tragen bei Beerdigungen nur noch die engsten Angehörigen Schwarz; Trauernde, die dem Toten nicht so nahe standen, tragen Grau.

Symbolisch ist der größte Gegensatz zu Grau das Orange der Lebensfreude: Grau-Orange ist eine Kombination, die als provokant unpassend empfunden wird. Grau ist die zweite Farbe der Neutralität. Und Grau ist die Farbe, die am häufigsten zu "Bürokratie" assoziiert wird.

Die Farbe der Nachdenklichkeit ist die Farbe der Theorie. Aber Grau als Farbe der Theorie, der Nachdenklichkeit ist der einzige positive Bedeutungszusammenhang dieser Farbe. Natürulich tritt Grau hier mit den positiven Farben, mit Weiß und Blau auf. Positiv mit Weiß erscheint es auch als Farbe der Sachlichkeit, der Funktionalität und der Neutralität. Fehlt das Weiß, wird Grau mit dunklen Farben kombiniert, verkehrt sich die Farbwirkung wieder ins Gegenteil. Kombiniert mit dem unsympatischen Braun erscheint Grau in seiner negativsten Bedeutung: als Farbe der Dummheit und der Faulheit.

Unscheinbar, unsicher, verschlossen ist Grau. Es symbolisiert eine Mentalität ohne Gefühl, zumindest der unzugänglichen Gefühle.

Grau ist die unbestimmteFerne, an die man ohne Sehnsucht denkt. Anders als Grün wird Gau stärker in de zeitlichen Dimension als inder räumihen empfunden, seine Ferne ist die Vergangenheit.

Graue Kleidung war - wie braune Kleidung - ursprünglich nur ungefärbte Kleidung. Im Althochdeutschen bedeutet "grau (griseus) gering, unbedeutend - es war die Farbe der Armen.

Grau ist auch eine Farbe des Ungenießbaren, es ist die Farbe des Schimmels. Deshalb werden mit Grau schlechte Gerüche assoziiert. Man denkt an Abfall und an undefinirbare Reste.

Grau schluckt Schmutz. Schmutz und Armut gehören zusammen. Graue Kleidung kennzeichnet die Armseligkeit in allen Schattierungen. Die sprichwörtliche "graue Maus" ist eine unscheinbare Person. In der Damenmode wird zwar Grau seit Jahren als elegant propagiert, aber ob Grau ärmich oder eldel wirkt, ist keine Frage der Graunuance, sondern allein durch das Material bestimmt.

Im 19. Jahrhundert begann Englands Weltherrschaft über die Meere, die Kolonien, die Industrien und die Herrenmode. Die tonangebende Klasse kam nicht mehr aus der höfischen Kultur, nun herrschten die Fabrikbesitzer. Ihre Kleidung war nüchtern wie ihre Geschäfte. Aus der herrenmode verschwanden die glänzenden Stoffe, die Rüschen, die Farben. Der Herrenanzug des Viktorianischen Zeitalters blieb, bis heute kaum verändert, der typische Anzug. Der Stoff ist matt, der Schnitt folgt de nnatürlichen Formen des Körpers, die Farben sind unauffällig. Der ideale Tagesanzug ist im Sommer von gemäßigtem Hellgrau, im Winter von gemäßigtem Dunkelgrau. Bis heute blieb die Neigung zu gedeckten Kleiderfarben nirgendwo so ausgeprägt wie in Deutschland. Gedekct = gediegen = geschmackvoll - das ist die deutsche Modeformel.

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silber: von rasant bis zweitrangig

 

Die dem Silber zugeschriebenen Eigenschaften sind oft keine Eigenschaften des Silbers, sondern nur Kontraste zum Gold. Geld wird stärker als Gold mit Habgier, Geiz und allem Schlechten verbunden. Geld ist unmoralischer als Gold. Judas Ischariot verriet Jesus für 30 Solberlingean die Hohenpriester. 30 Silberlinge, das war de Monatslohn eines Arbeiters - eine Summe, die auch in Goldmünzen hätte bezahlt werden können. Aber Verräter bezahlt man nicht mit Gold.

Das männliche Goldgehört zur männlichen Sonne und zur männlichen Farbe Rot. Zum weiblichen Silber gehört die weibliche Farbe Blau. Wie de Mond gehört das Silber zu den Kräften der Nacht.

Schweigsamkeit gehört zur Höflichkeit, und Silber ist eine Farbe der Höflichkeit. Silber wird mit den Tugenden geistiger Arbeit assoziiert. Es steht gleichberechtigt neben Gold als eine Farbe der Klugheit, der Selbständigkeit, der Genauigkeit, der Pünktlichkeit. Silber wird stärker als Gold als eine Farbe der Sicherheit empfunden. Gold wirkt protzig und laut. Silber ist intellektuelle Zurückhaltung. Silber wirkt kühl. Es ist Weiß, Blau und Grau verwandt, den kalten Farben.

In der Symbolik ist die kühle Wirkung in verschieden Dimensionen präsent: Silber gehört zum kalten Licht des Mondes, zum kalten Element Wasser, zum kalten Verstand. Silber bleibt immer auf Distanz, es ist eine Farbe zwischen nah und fern. Silber ist die zweite Farbe der Höflichkeit, der kühlsten Form der Zuneigung. Zum kühlen, distanzierenden Silber gehört als Form das Eckige.

Als Farbe der Schnelligkeit ist das Silber nicht mehr Farbe des Edelmetalls, nicht mehr Ausdruck von Wert, sondern die Farbe der modernen Leichtmetalle. Es ist die Kennfarbe eines funktionalen Stromlinienstils. Das schnelle Silber ist auch eine Farbe der Dynamik und der Sportlichkeit.

Silber ist eine Farbe de rFunktionalität, Gold eine Farbe der Unsachlichkeit. Gold drängt sich in den Vordergrund, verdrângt mit der Demonstration seines Preises alle anderen Werte. Im Glans des Goldes wird jede andere Farbe verzerrt. Der Glanz des Silbers verdrängt nicht, er spiegelt andere Farben unverfälscht wider, das Silber selbst tritt in den Hintergrund. Silber ist eine Farbe des Modernen Unkonventionnellen, Originellen; Gold gehört zum Altmodischen.

Als Wappenfarbe symbolisiert Silber Demut, Ehrenhaftigkeit, Reinheit, Unschuld. Silber wird meist mit Blau kombiniert. Denn zum Metall Silber gehört nach alter Symbolik das Wasser. Silber wird zu Weiß, wenn Wappenfarben zu Flaggenfarben werden. Die Symbolik des Silbers wird identisch mit der Symbolik der Farbe Weiß. Silber wird zur Farbe des Friedens.

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orange: von der Aufdringlichkeit bis zum Vergnügen

 

Orange ist nach Braun - allerdings mit beträchtlichem Abstand, die unbeliebteste Farbe. Anders als Grün und Violett, die wir als eigenständige Farben mit eigener Symbolik empfinden, ist Orange in der europäischen Kultur immer eine untergeordnete Mischfarbe geblieben.

Echtes Orange, gemischt aus gleichen Anteilen von Rot und Gelb, ist auf europäischen Gemälden des Mittelalters weder als symbolisch gemeinte noch als real wiedergegebene Kleiderfarbe zu finden.

Was orane ist, wirkt billig, denn es ist meist aus Plastik. Braun und Grau wirken billig, weil diese Farben typisch sind für einfache naturbelassene Materialien. Es gibt keine Naturmaterialien in Orange. Orange signalisiert die billigste Künstlichkeit.

In der Wergung ist Orange die wichtigste Farbe neben Rot, der "klassischen" Reklamefarbe. Aber orangefarbenen Werbebotschaften, die durch ihre Aufdringlichkeit Aufmarksamkeit erzielen wollen, bewirken schon seit Jahren einen gegenteiligen Effekt. Der Verbraucher erkennt die Botschaft als Werbung, ohne sie zu lesen.

Orange ist eher eine modische als eine moderne Farbe. Es ist midisch im negativen Sinn: Ausdruck des unangenehm Grellen, des manipulierten Geschmacks. Der Aufdringlichkeit verwandt ist die Angeberei. Auch hier drängt sich der Gedanke Orange auf.

Die Farbe des Vergnügens, des Lustigen, der Geselligkeit - das ist die positive Seite des Orange. Immer wieder wird es in dieser Wirkung mit Gelb und Rot kombiniert. Orange ist komplementär zu Blau. Blau ist die Farbe des Geistigen, der Nachdenklichkeit und der Stille, sein Gegenpol Orange repräsentiert die entgegengesetzten Eigenschaften.

Orange ist die Kombination aus Licht und Wärme. Deshalb hat es ein angenehmes Raumklima. Seine Helligkeit ist nicht so grell wie die des Gelb. Undim Gegensatz zu Gelb wirkt Orange nie schmutzig-trüb, nur gedeckt. Die Temperatur des Orange ist nicht so schwül wie die des Rot. Orange ist erhellend und erwärmend, die ideale Mischung um Geist und Körper zu erfreuen.

Dionysos - die Römer nannten ihn Bacchus - ist der Gott des Weines, des Rausches, der Fruchtbarkeit. Er ist der gott der weltlichen Vergnügens. Dionysos trägt orangefarbene Kleider. Die Bacchantinnen trugen auch orangefarbene Kleider, bekränzten sich den Kopf mit Weinlauf und feierten in betrunkener Ekstase ihren Gott.

Rot-Orange-Gelb ist der Farbklang der Energie. Orange steht dem Rot des Feuers am nächsten. Orange gehört auch zur Aufregung, zur Begierde.

In China ist Gelb die Farbe der Vollkommenheit. Gelb symbolisiert alle edlen Eigenschaften. Rot ist die Farbe des Glücks und de Macht. Orange ist nicht nur die Farbe zwischen vollkommenheit und Glück, Orange hat eine eigene Bedeutung: Es ist die Farbe des Wandels. Im Buddhismus ist Orange die Farbe der Erleuchtung. Das ist im buddhistischen Denken die höchste Stufe der menschlichen Vollkommenheit.

Orange schützt durch Auffälligkeit. Je mehr sichdas Orange der Straßenarbeiter und der Müllmänner eingebürgert hat, desto mehr ist es aus der Alltagskleidung verschwunden.

 

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